Montag, 18. Juli 2011
Marlenes Ausschlag ist zumindest nicht schlechter geworden, aber sie sieht noch immer schlimm aus. Bei uns anderen ist er nie so arg gewesen, aber wir haben unsere Pusteln auch noch immer. Es ist schön, neben dem Fluss zu schlafen, auch wenn er laut rauscht. Wir holen uns heute ein Frühstück aus dem Shop, da gibt es Coffee und Hot Chocolate to go (und der Kaffee ist sogar gut) und ein paar „Golatschen“, dann geht es um halb neun in den Yosemite NP, der ganz nah zu unserer Bleibe ist.
Ich habe heute einen langen Trip für uns geplant. Wir fahren zuerst auf die 120, die zuerst durch eine Landschaft führt, die in uns eher heimatliche Gefühle hervorruft, sogar die Kinder bemerken: es sieht aus wie bei uns in den Bergen. Was uns verwundert, es liegt noch Schnee, und das bei Temperaturen von 60-70F. Das Wetter ist prachtvoll und die Fahrt fast meditativ.
Ab Olmsted Point – hier hat man einen schönen Blick auf den berühmten Half Dome- verändert sich die Landschaft und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Dieser NP ist wirklich ein Traum und man versteht, dass auch viele Amerikaner hier Urlaub machen. Auf unserer Straße ist wenig los, aber unten im Village sind die Massen unterwegs, wie wir am Abend noch sehen werden.
Es ist doch ziemlich windig und dadurch auch relativ angenehm kühl. Wir bleiben nun häufiger stehen um die Aussicht zu bewundern und Fotos zu machen. Besonders schön ist auch der Tenaya Lake, rundherum schneebedeckte Berge und in der Mitte der glasklare blaue See.
Die Tuolumine Meadows (die größte zusammenhängende Wiese der Sierra Nevada) hat es uns besonders angetan. Kleine Flüsschen durchziehen die Wiese, mittendrin ein paar kleine Seen und alles ist grün, rundherum die schneebedeckten Berge. Ein Traum, auch Thomas schießt begeistert Fotos. Auch die Dana Meadows und der Tioga Pass, immerhin sind wir nun auf über 3000m, gefallen uns sehr.
Wir fahren nun aus den NP wieder raus. Wir wollen zum Mono Lake, der himmelblau in einer kargen Landschaft liegt und seit 700.000 Jahren existiert. Er ist sehr salzhaltig und seit den 40er Jahren sank der Spiegel laufend, weil LA von den Zuflüssen Wasser entnommen hat. Dadurch entstand eine surrealistische Landschaft, Kalkgebilde ragen in den Himmel. In den 90er Jahren haben Umweltschützer erreicht, dass das unterbunden wird und nun steigt der Spiegel wieder an. LA hat einfach Wasser sparen gelernt und leidet nicht darunter.
Wir fahren weiter die 30 Meilen nach Bodie. Das soll eine der schönsten Geisterstädte der USA sein. 1960 wurde das verwaiste Gelände vom Staat übernommen um es vor Souvenirjägern zu retten. Aber im Gegensatz zu anderen Städten (wie auch Calico, wo wir ja schon waren), wurde hier nichts restauriert und alles so belassen.
Es geht ein starker Wind hier oben, der aber das Vergnügen nur wenig einschränken kann. Es ist toll (und nicht allzu heiß) hier durch die Vergangenheit zu marschieren. Bodie war eine Goldgräberstadt und 1879 wohnten hier über 10.000 Menschen, es gab 65 Saloons, einige Hotels und zwei Kirchen. Es war eine verrufene Stadt, in der Mord und Totschlag an der Tagesordnung standen. Uns gefällt es und es war den weiten Weg wert. Und die Baustelle, die wir leider wieder mit 20 Minuten Wartezeit zu überwinden hatten. Leider scheint es auch hier Mode zu sein, in den Sommermonaten alle Straßen zu reparieren…
Nun schon etwas hungrig, es ist 15 Uhr, bleiben wir in Lee Vining am Monolake stehen und essen bei Nicely´s. Zuerst sind sie etwas schmissig hier, dann aber doch sehr freundlich und das Essen ist sehr gut. Thomas und ich bestellen auf gut Glück das Tagesgericht, wir wissen nicht, was kommen wird. Es stellt sich dann heraus, es ist ein Geschnetzeltes mit Nudeln und Salat, ja es schmeckt fast wie daheim…
Wir fahren zurück in den NP und bleiben an den schönsten Stellen noch einmal stehen. Ich habe am Vormittag, weil es so schön war, total vergessen, ein bisschen zu filmen, das hole ich nach und wir sind auch froh über die Stopps, wir sitzen heute wieder lange im Auto.
Schließlich fahren wir doch noch ins Yosemite Valley. Es sind wirklich viele Leute unterwegs, die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend, man kann das verstehen. Wir gehen ein ganz schönes Stück zu Fuß zu den Lower Yosemite Falls. Am Nachmittag haben sich die Kinder beschwert, dass wir heute keine Wanderung machen, daher habe ich schnell ein paar rausgesucht (Tobias hat gemeint, ich hätte den ironischen Unterton nicht raus hören wollen). Die eine ging leider nicht, weil die Straße nur mit Shuttles befahren wird und wir hatten keine Lust auf Shuttle fahren, daher sind wir zu den Falls. Das war aber auch total schön, ein flacher 20 Minutenspaziergang, und wir hatten dabei viel Spaß.
Mittlerweile ist auch der Verkehr weniger geworden und wir kommen zügig gegen 20 Uhr zu unserem Hotel zurück. Nach einem Pizzagenuss packen wir und gehen schlafen.
Der NP ist es wert, noch einmal besucht zu werden und dann länger zu bleiben. Wir sind uns alle einig, dass es hier wirklich atemberaubend schön ist.