Mittwoch, 13. Juli 2011
Wir stehen wieder erst um halb neun auf, packen und gehen frühstücken. Danach fahren wir in den Zion NP. Auf dem Weg dorthin gibt es einige Baustellen, wo sie immer wieder Autos anhalten. Das ist sehr mühsam, weil die Baustellen gleich über 5 Meilen lang sind und man da sehr lange warten muss, bis man weiterfahren kann.
Der Highway 89 heißt nicht umsonst „Scenic Byway“. Wir fahren auf diesem schon viele Kilometer (von Sedona beginnend) und man staunt immer wieder, wie viele Kilometer und Stunden man schöne Landschaft aushalten kann. Hier auf diesem Abschnitt fließt in einem Tag der Virgin River und es ist sehr grün. Rinder und Pferde weiden und es gibt auch die Art von Ranches, die man aus Filmen kennt.
Es ist heute viel heißer als gestern, und im ZNP hat es 90F. Wir sind erstaunt über die Schönheit dieses NP, das hatten wir nicht erwartet. Die Berge sind hoch, die Täler grün. Wir fahren beim East Entrance rein, kommend von Mount Carmel auf der Highway 9. Um zum Visitor Center zu gelangen, müssen wir noch ca 12 Meilen fahren, die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend schön. Gleich zu Beginn begeistert uns der Checkerboard Mesa, der ganz weiß ist und wie ein großes Schachbrett aussieht, weil Wind und Wetter wieder tiefe Erosionslinien in die Felswand graviert haben. Die Berge sind hier ausnahmsweise nicht rot, sondern eher weiß, sogenannte „Slickrocks“, die von der Erosion ganz eigenartig geformt wurden.
Wir müssen durch zwei Tunnel, die bereits 1930 gegraben wurden, ganz finster sind nur mit Fenstern, die sich zum Canyon öffnen. Das ist ein eigenartiges Gefühl, da durchzufahren.
Der Scenic Drive beginnend vom Visitor Center ist seit einigen Jahren von Mai-September für den PKW-Verkehr gesperrt, es verkehren Shuttle-Busse. Diese fahren öfter als jene im Grand Canyon, sind daher nicht so überfüllt.
Der Shuttle-Bus hält an 8 Stopps, von jedem kann man einige Wanderungen im Canyon machen. Wir entscheiden uns, gleich bis zum Ende (8 Meilen Fahrt), dem sogenannten „Temple of Sinawava“ durchzufahren. Es ist sehr schönes Wetter, aber doch für diese Wanderungen ein wenig heiß. Wir haben viel zu trinken mit.
Am Ende gibt es den sogenannten „Riverside-Walk“, der ganz eben neben dem Virgin River führt und sehr schön zu gehen ist. Die Landschaft ist toll und bald sind wir am Ende angelangt. Hier kann man zwar noch ein paar Stunden weitergehen, aber nur im Wasser. Marlene mag nicht durch das Wasser wandern, ich bleibe bei ihr und die Männer machen sich barfuß auf den Weg.
Als sie relativ lange nicht mehr auftauchen, entscheide ich mich, Marlene alleine sitzen zu lassen und nun auch flussaufwärts zu wandern, es schaut total abenteuerlich aus. Ich lasse meine Turnschuhe an (wie die meisten hier) und begebe mich in den Fluss. Er ist gar nicht so kalt, wie ich gedacht hätte, wir schätzen auf 15 Grad. Und es sieht einfacher aus als es ist, ich muss mich doch bemühen, nicht ins Wasser zu fallen, die Strömung hab ich unterschätzt. Aber es ist ja nicht tief, maximal 80cm, schätze ich.
Es macht Spaß und nach einiger Zeit entdecke ich Thomas und Tobias, die wieder zurückkehren. Tobias ist total begeistert und wäre noch gerne weitergegangen, aber wir können Marlene nicht so lang allein sitzen lassen.
Nach diesem Spaß gehen wir wieder zurück zum Shuttle-Bus und fahren zum Weeping Rock. Angeblich ist das nur 0,5 Meilen zu gehen und man sieht dann hängende Gärten. Irgendwie gehen wir aber den falschen Weg und es geht steil bergauf in sengender Hitze. Auf der einen Seite sehen wir Kletterer, die eine 90 Grad Wand hochklettern und es sieht spektakulär aus (ca 300-500m hoch). Der Weg nimmt und nimmt kein Ende und nachdem uns Wanderer, die uns entgegen gekommen sind, gesagt haben, es wären noch 4-5 Kehren zu gehen, mag Marlene nicht mehr weitergehen und wir zwei gehen langsam zurück, während Thomas und Tobias die „Hidden Canyons“ suchen wollen.
Wir setzen uns unten in den Schatten und warten ziemlich lange auf die zwei. Als sie endlich zurückkommen, total verschwitzt, sagen sie uns, dass sie auch irgendwann aufgegeben haben und umgekehrt sind. Aber wir sind uns alle einig, dass der Ausblick von oben doch so schön war, dass es diesen Marsch in der Hitze wert war….und auf die Weeping Rocks verzichten wir.
Wir steigen wieder in einen Shuttle ein, diesmal schon voll besetzt und fahren gegen 5 Uhr zurück zum Parkplatz. Unsere Fahrerin ist eine Perfektionistin und niemand darf in dem gelben Quadrat, das ziemlich groß ist und vor dem Ausstieg, stehen, sie sieht das irgendwo bei ihr vorne und solange nur ein Zeh da drin ist, fährt sie nicht weiter. Bei einem Stopp sagt sie dann: get out, it is against the law. Und nun lachen sehr viele im Bus, das ist ja nun fast lächerlich. Man darf auch nur 35 mph fahren und sie hält sich auch penibel daran.
Die Fahrt retour im PKW ist wieder atemberaubend schön und wir sind uns einig, dass wir irgendwann länger in diesem NP bleiben und wandern wollen.
Nun machen wir uns auf die Suche nach unserem Quartier, das wir wieder ganz leicht finden. Es ist das Zion Mountain Resort und es liegt wunderschön mitten auf einer grünen Wiese, wo Pferde und Büffel grasen. Es besteht aus lauter kleinen Blockhäusern und wir bekommen nun ein Häuschen mit zwei wirklich breiten Betten (2 Meter!!!), einer Couch, einem schönen Badezimmer und einem Kühlschrank. Mittlerweile wissen wir, was für uns hier wichtig ist. Der Ausblick ist toll und auf der Veranda haben wir eine kleine Bank, auf der man hin und her schaukeln kann. Wir sind ganz begeistert und es tut uns leid, dass wir hier nur eine Nacht bleiben. Die Leute sind total freundlich und wir fühlen uns in unseren ca 50 qm großen Zimmer total wohl. Der Blick von unserer Schaukel auf der Veranda ist sehr beruhigend.
Wir haben heute noch nicht wirklich etwas gegessen, abgesehen von Bananen, Äpfeln und ein paar Keksen und auf dem Gelände gibt es ein Restaurant. Es ist wirklich nett eingerichtet, aber sehr teuer (Tischdecken weisen gleich darauf hin). Da Marlene sowieso nichts finden wird, was ihr schmeckt und Tobias auch kein Fan von diesem Essen ist, das hier auf der Karte steht (für ein romantisches Essen wäre es wirklich das perfekte Lokal gewesen), entscheiden wir uns, ins 9 Meilen entfernte Mount Carmel zu fahren. Und es ist eine gute Entscheidung. Sollte jemand mal hierher kommen, geht ins „Thunderbird“ mit den „HO-made Pies“. Und lasst euch bedienen von „Sunshine“. Die Kellnerin heißt wirklich so und strahlt von einem Ohr zum anderen und verbreitet gute Laune. Wir essen sehr gut. Draußen vor dem Fenster entdecken wir winzige Vögel, und wir wissen nicht, was das für eine Art sein könnte. Gibt es hier Kolibris? Sie sind wirklich nicht viel größer als ein paar Zentimeter und haben einen spitzen Schnabel.
Die Sonne geht unter und die Landschaft sieht wieder mal großartig aus. Der Mond, schon fast voll, macht ihr Konkurrenz. Wir fahren zu unserem Häuschen und hoffen auf eine gute Nacht in diesen riesigen Betten.