Home > Allgemein > Montag, 11. Juli 2011

Montag, 11. Juli 2011

Marlene schläft die ganze Nacht durch, wir anderen nicht. Tobias hat mich ein paar Mal aufgeweckt, er musste aufs Klo (das ca 150m weg ist und da es ja ziemlich finster ist, muss man eine Lampe mitnehmen), was er sonst ja nie muss und dann haben wir gemeinsam die Sterne angesehen.

Ich stehe um halb acht (also gefühlte halb sieben) auf, es ist noch immer kalt, hole mir einen warmen Kakao (Frühstück ist hier ziemlich feudal für die bescheidenen Verhältnisse, er hatte relativ viel Auswahl) und setze mich noch auf die Bank und schaue dem Morgen beim Aufwachen zu. Es wird sonnig und auch warm.

Ich unterhalte mich dann mit Tim, einem Indianer, der die Führungen begleitet und auf selbstgeschnitzten Flöten spielt und er erzählt recht interessant von den Indianern in den USA. Dann kommt Thunder-Bear mit den französischen Touristen und sie fahren zum Water-Cave. Wir sollten auch mitfahren, aber es schlafen noch immer alle.

Schließlich kommt die zweite Bustour um 9 Uhr (mittlerweile ist sogar Marlene aufgestanden), die Kinder wollen nach dem Frühstück gleich wieder Bogenschießen gehen.

Als der zweite Bus wieder vom Cave zurückkommt, schließen wir uns der Tour durch das Dorf an und erfahren wieder einiges über das Leben der Indianer. Es wird hier alles originalgetreu aufgebaut.

Ein interessanter Höhepunkt ist das „Medicine Wheel“. Man hat über 20.000 solcher Medicine Wheels in ganz Amerika gefunden und alle sind fast gleich aufgebaut: ein Kreis, der in vier Teile geteilt wird, vier Himmelsrichtungen, vier Farben (gelb, rot, schwarz, weiß) – vier ist eine heilige Zahl bei den Indianern-, mit Heilsteinen und zwölf Plätzen, von denen jeder eine Bedeutung hat. Die Indianer haben sieben Richtungen, das wissen ganz wenige: Norden, Osten, Süden, Westen, Father Sky (oben), Mother Earth (unten) und dann: die Richtung, die aus deinem Herzen kommt und der du dein Leben lang folgen sollst. Ich finde das toll und total interessant.

Die Franzosen sind leider eine echt eigenartige Truppe und schön langsam versteh ich, warum hier alle Guides bis jetzt behauptet haben, dass die Franzosen die kompliziertesten und eigenartigsten Touristen seien. Auch hier gibt es viele deutsche Touristen und die sind in den Gebieten, wo wir bis jetzt waren, eigentlich sehr beliebt (österreichische gibt es zu wenige, aber wir treffen immer wieder mal welche).

Als sie endlich weg sind, zeigt uns Tim seine Flöten. Dann kommt Thunder-Bear und  berichtet, er muss schnell zu seiner Frau, die 65 Meilen von hier wohnt, packt also rasch zusammen und daher begleitet uns Tim zur Wasser-Höhle. Das Tal, das wir dabei durchwandern (und angeblich eine Meile lang) ist durch den Fluss sehr grün. Die Höhle ist nicht allzu spektakulär, aber Tim spielt Flöte und das gibt eine tolle Akustik und ein eigenartiges Flair.

Um ein Uhr (die Zeitumstellung ist hier echt nervig, wir wissen meist gar nicht wie spät es genau ist, die Uhr im Auto lässt sich nicht verstellen und die Indianer machen die Sommerzeit nicht mit und Arizona auch nicht und da kennen sich irgendwie die Leute in Utah selber nicht aus kommt uns vor. Wenn wir nach der Zeit fragen, denken sie meist selber erst nach) machen wir uns auf den Weg in den 75 Meilen entfernten Bryce Canyon. Diesmal wieder ohne Probleme.

Wir schlafen im America´s Best Value Inn und es ist eine einfache Herberge. Aber zumindest sind die Betten wieder breit genug, das ist für uns mittlerweile neben dem Bad das wichtigste Kriterium (die Bäder sind hier allesamt in Ordnung, die Duschen wirklich überall bis jetzt sehr gut, da haben wir in europäischen Ländern schon manch böse Überraschung erlebt).

Wir gehen alle gleich duschen (hatten wir im Tipi ja nicht) und dann ins Restaurant was essen. Es gibt einfache Sachen, aber es ist sehr gut.

Daneben ist ein kleiner, aber sehr fein sortierter Supermarkt, der ENDLICH! einen Sirup für mich hat!!!! Das Wasser mag ich schön langsam nicht mehr und die ganzen süßen Säfte ja sowieso nicht. Wir kaufen auch wieder ein paar Süßigkeiten, das ist hier auch nicht so leicht, sehr viel ist mit Erdnussbutter gemacht, die uns einfach nicht schmeckt. Und schmelzen darf es auch nicht, es ist ja immer ziemlich heiß.

Als wir uns im Zimmer grad für die Fahrt in den Bryce Canyon fertig machen, schlägt plötzlich draußen eine Autoalarmanlage an und es ist unser Wagen! Thomas läuft hinunter und kann nicht herausfinden, wie man das abstellt. Es dauert ewig und hört nicht auf und schließlich hilft ihm ein Mann, der ihm zeigt, wie man das ausmachen kann. Ein anderes Auto hat ebenfalls angeschlagen und die Männer vermuten, es liegt an der aufgeladenen Luft (es hat auf der Fahrt hierher wieder ein Gewitter gegeben).

Nach dieser kurzen Aufregung fahren wir endlich in den Bryce Canyon. Wir sind bereits jetzt beim Annual Pass in der Gewinnzone und haben noch drei NP vor uns. Es ist angenehm von der Temperatur (70F oder 21C) und Sonne und sensationelle Wolken wechseln. Der erste Blick auf das berühmte Amphitheater ist atemberaubend. Finde zumindest ich. Die Kinder scheinen schon ein wenig von Naturwundern gesättigt zu sein und meinen: eh recht nett, aber es ist halt nicht der Grand Canyon. Aber wenig später sind sie auch schon sehr begeistert (es ist aber auch möglich, dass sie mir zuliebe Begeisterung heucheln….).

Es ist wirklich großartig und die View Points sind gut erreichbar und auch großzügig angelegt. Es geht zwar manchmal steil bergauf (Marlene jammert auch dementsprechend) und es gibt hier schöne Wanderwege (die muss ich aber dem Rest der Familie erst schmackhaft machen). Wenn es morgen nicht zu heiß ist, werden wir einen kurzen davon gehen.

Was mich schon beim Grand Canyon verwundert hat, ist hier auch der Fall: es gibt hier zwar einen befestigten Weg, aber genug Möglichkeiten, entweder ganz leicht Selbstmord zu begehen oder irgendwo tief runter zu fallen, weil nur sehr wenig wirklich gesichert ist. Aber wahrscheinlich passiert hier nie etwas, oder die sonst so vorsichtigen Amerikaner haben da einfach großes Vertrauen, dass jeder gut aufpasst.

Höhenangst sollte man keine haben, bei den Aussichtspunkten geht es ebenso steil in die Tiefe. Ich bin sehr froh, diese total überwunden zu haben, es ist einfach ein tolles Gefühl, diese Ausblicke genießen zu können.

Wir schauen uns ein paar von diesen View Points an, Thomas macht wieder sehr viele Fotos und dann fahren wir gegen 19 Uhr zurück ins Hotel. Heute unternehmen wir nicht mehr viel, wir sind alle etwas müde. Ich hoffe nur, der Hund vor unserem Fenster hört zu bellen auf. Sonst werde ich diese Nacht nicht viel schlafen…

Link zu den Fotos

KategorienAllgemein Tags:
  1. Jurica Sabine
    12. Juli 2011, 08:44 | #1

    Liebe Familie Kietreiber,
    eure Berichte sind so schön zu lesen:))) das ist eine ganz tolle Idee!
    Ich freu mich schon wenn wir uns bald wieder sehen Betina, ich fahre am Samstag nach England und freu mich auch schon sehr:)!!!
    Liebe Grüße, Sabine

    • 12. Juli 2011, 16:29 | #2

      Liebe Sabine,
      danke, das freut mich sehr :-)

      Dir wünschen wir einen wunderschönen Urlaub und ich freue mich auch schon auf ein Wiedersehen!

      lg
      Betina

  2. Roman
    12. Juli 2011, 18:26 | #3

    Na zumindest bist du einmal heil nach amerika gekommen. Jetzt genieß einmal den aufenthalt und freu dich schon auf den rückflug. Dort wartet dann ein Schreibtisch mit arbeitsunterlagen die so gestappelt sind, als würdest du glauben der grand canyon liegt vor dir.
    Bis jetzt läuft alles glatt hier, nur heute habe ich eine Anfrage von Martin Schneider bekommen ob die Juni-Buchhaltung der SAM schon fertig ist, der weiß gar nicht, dass du in amerika bist.
    Wie wars in new york? – hab mir nicht den ganzen blog von anfang an durchgelesen.
    roman

    • 13. Juli 2011, 05:19 | #4

      Hallo Roman,

      hab noch gar nicht an die Arbeit gedacht, freu mich aber schon wieder sehr darauf (das macht sich doch immer gut, wenn man sowas dem Chef schreibt, oder?)

      Die Flüge waren super, total ruhig, ich hab nicht gewusst, dass es auch 7 Stunden Flüge gibt ohne einen einzigen Rumpler. Davon hast du mir nie etwas erzählt….

      NY ist eine tolle Stadt, wir haben es sehr genossen und sind bei Superfund vorbeigekommen. Nettes Büro von außen. Schade, dass das damals mit den zwei Monaten in NY nicht geklappt hat :-)

      LG an dich und an Denise, ich wusste, sie kommt gut zurecht. Und sag Martin, die Juni BH kann gar nicht am 12. Juli fertig sein ;-)

  1. Bisher keine Trackbacks
Du musst Dich anmelden um einen Kommentar zu schreiben